Die Freude und Minne über die lang ersehnte Schweizer Landesausstellung drohten schon kurz nach Eröffnung zu verpuffen. Der Bundesrat ärgerte sich – für einmal ganz kollektiv im Kollegialitätsprinzip vereint – über den fehlenden Fahnenschmuck auf den dezentralen Festgeländen. Die Leitung der Expo.02 reagierte prompt auf den Vorwurf und platzierte bei den Parkplätzen – diese sind ja schliesslich auch Teil des Festgeländes, wenn auch ein vorgelagerter – jeweils demonstrativ vier Fahnen. So weit, so Wut. Wir schrieben dem Künstlerischen Direktor Martin Heller eine SMS – ja, das gab es zu dieser Zeit schon – und berichteten ihm, dass wir schon lange mit dem Gedanken spielten, die zerfetzten und ausgebleichten Fahnen auf den Schweizer Alpenpässen einzusammeln. Seine Antwort war kurz und klar: «Wie schnell könnt’ ihr wie viele Fahnen liefern?». Wir starteten die Mission und die Automotoren. Und düsten mit vier Teams durchs Land. Über Passstrassen und Pässe. Steile Kurven hoch rauf auf die Gipfel und waghalsige Abfahrten runter in die Täler. Innert vier Tagen hatten wir 120 Schweizer Fahnen beisammen. Vom Winde verweht, von der Sonne gebleicht und mit der Herkunft beschriftet, hingen sie alsbald als Hundertschaft vereint im Turm auf der Arteplage in Biel. Jede einzelne Fahne erzählte ihre ganz eigene Geschichte. Der Bundesrat war (vermutlich) zufrieden. Und wir sowieso.